IN DIE WILDNIS


Film ist meine Leidenschaft, seit ich 14 war und mich ein Freund als Kameramann und Modellbauer für seinen S8 Science Fiction Film anheuerte. Schon als Kind fand ich die Tiere und Natur in meiner Heimat im Südwesten Deutschlands faszinierend, und so beschloss ich früh, Biologe zu werden. Was auch gelang. Aber meine Liebe zum Film und zur Natur war grösser als meine Hingabe ans Messen und Zählen und eine Karriere in der Wissenschaft, und so begann ich 2000 als Naturfilmer zu arbeiten. Schon während meines Studiums hatten mich zwei herausragende Naturfilmer als Mentoren unterstützt - Dietmar Keil und Ernst Arendt. Sonst wäre ich im Haifischbecken der Filmbranche wohl gleich gefressen worden. Von den Schwierigkeiten der Kunst und des Handwerks ganz zu schweigen, dann da gab es unendlich viel zu lernen - Kamera, Ton, Schnitt, Vertonung, Postproduktion - und vor allem: was braucht ein Film, um gut zu werden? Und der Umgang mit Tieren braucht viel Erfahrung.

 

Foto von Uri Golman


Der Naturfilm ist wohl einer der anspruchsvollsten Bereiche der Filmproduktion. Meine Nische besteht darin, das Wissen des Biologen und die Kreativität des Kameramanns und Filmemachers zu vereinen - um authentische, gefühlvolle Geschichten aus dem Herz der Natur zu erzählen.

 



Jeder Film braucht und bekommt meine volle Hingabe. Aber viele Dinge kann man nicht kontrollieren, vor allem Tiere und Wetter, man kommt mit Perfektionismus deshalb nicht überall hin. Aber meistens doch weit genug. Eine gewisse Zen Mentalität ist nötig, um in der Wildnis körperlich und geistig gesund zu bleiben.

 



Ich habe erlebt, wie grosse oder auch kleine, aber unerfahrene Filmteams viel Schaden an ihren Drehorten anrichten können. I versuche, umweltfreundlicher und nachhaltig zu arbeiten, allein oder in sehr kleinen Teams mit den besten Experten vor Ort, die ich bekommen kann - um einzigartige, manchmal noch nie gesehene Szenen einzufangen, von den Wisenten des Hochkaukasus zur Gottesanbeterin in einer Wiese meiner Heimat. Für einen 50 Minuten Film brauche ich oft 200 Drehtage über eine Zeitspanne von zwei Jahren.

 

Mein Lieblingstier - von meinem Hund mal abgesehen - ist der Polarfuchs.


 


Manchmal bekomme ich ziemlich hässliche Emails von Zuschauern, die darauf bestehen, dass ich Tiere hätte daran hindern sollen, andere Tiere zu töten. Oder dass ich verhungernde Tiere hätte füttern sollen. Und wie konnte ich es wagen, einen sterbenden Fuchswelpen zu filmen? Mir ging es mit 7 Jahren oft ähnlich, wenn ich BBC Filme bei Heinz Sielmann gesehen habe. Ich hasste die Kamera-männer in solchen Situationen.

Aber diese Wut zeigt auch, wie fremd für viele von uns die Natur und ihre Zyklen, ihre Spiralen des Lebens geworden sind. Gleichzeitig zeigen viele Naturfilme ein stark verzerrtes Bild der Natur, weil sie kommerzielle Produkte einer Unterhaltungs-industrie sind.

 

 

Meine grösste Faszination in der Natur ist die Schönheit, die sie wahrscheinlich nur einer einzigen Art zeigt - uns. Weil sie wahrscheinlich nur in uns existiert. Aber vielleicht liege ich auch falsch damit. Das wäre auch schön.